Helfer in Steuersachen

Steuern? Mach ich selbst.

Hauptvordruck

Ehepartner, die beide unbeschränkt steuerpflichtig sind und nicht dauernd getrennt leben, können zwischen der Zusammenveranlagung und der Einzelveranlagung) wählen (§ 26 Abs. 1 EStG). Dies geschieht durch Ankreuzen in Zeile 29. Im Normalfall wählen die Ehepartner die Zusammenveranlagung, weil damit der günstige Splittingtarif verbunden ist (§ 32a Abs. 5 EStG).

Hauptvordruck

♦   Lohnt sich Heiraten wegen der Steuer?

Ein steuerlicher Vorteil kann bei Zusammenveranlagung eintreten, wenn die Einkünfte beider Partner unterschiedlich hoch sind. Beziehen indessen beide in etwa gleich hohe Einkünfte, ist der Steuervorteil gleich Null. 

Dazu mehr: ? Suchen anklicken und den Begriff >Einkommensteuertarif< eintragen 

Tipp Ein Tag verheiratet genügt für den Splittingtarif

Der Splittingtarif steht Ihnen bereits zu, wenn Sie nur einen Tag im Kalenderjahr verheiratet sind (§ 26 Abs. 1 EStG). Dies bedeutet: Lässt sich ein Paar kurz vor Sylvester trauen, gilt dies steuerlich so, als wären sie im ganzen Jahr verheiratet gewesen.

Hauptvordruck

Auf den letzten Drücker noch schnell geheiratet

Das Paar erhält also den Splittingtarif für das ganze Kalenderjahr, obwohl das Paar in 2022 nur zwei Tage verheiratet war. 

Der Splittingvorteil ist besonders hoch, wenn ein Ehepartner keine oder nur geringe Einkünfte bezogen hat.

Die Ehepartner müssen dazu in der Steuererklärung lediglich im Hauptformular die Zusammenveranlagung ankreuzen und eine gemeinsame Adresse angeben, schon ist alles geritzt. Denn für die Zusammenveranlagung ist lediglich maßgebend, dass die Ehe zu Beginn des Jahres bestanden hat oder im Laufe des Jahres eingegangen wurde.

Als Arbeitnehmer können Sie sich den Splittingvorteil gleich nach der Hochzeit sichern, indem Sie beim Finanzamt entweder die Steuerklassenkombination III / V oder IV / IV beantragen.

Tipp Die Scheidung möglichst lange hinausschieben

Geht eine Ehepartnerschaft in die Brüche, können beide Ehepartner noch einmal -  im Jahr der Trennung - die Zusammenveranlagung wählen und damit den Splittingtarif erhalten, weil sie zu Beginn des Jahres verheiratet waren und zu Beginn des Jahres nicht dauernd getrennt gelebt haben.

Wenn Sie vom Splittingtarif profitieren können, dann sollten Sie Ihre Scheidung auf die lange Bank schieben. 

Hauptvordruck

Das fatale Getrenntleben noch über die Jahreswende vermieden. Im neuen Jahr können Sie noch einmal den Splittingtarif erhalten. 

 Sehen Sie selbst, was Ihnen das bringt: 

Zu versteuerndes Einkommen 80.000 €
Einkommensteuer nach dem Grundtarif 2022 24.263 €
Einkommensteuer nach dem Splittingtarif 2022 16.354 €
Steuervorteil des Splittingtarifs pro Jahr 7.909 €

Im Klartext: Nach der Scheidung werden Sie 659 € mtl. mehr in die Staatskasse und dazu evtl. noch Trennungsunterhalt.

♦   Haftung als Bürge?

Ehepartner haften auch nicht für die Schulden, die der andere macht, es sei denn, sie haben für die Schulden des Ehepartners gebürgt, was vielfach auf drängen der Bank vorkommt, die damit zusätzlich einen Kredit absichern will. Für die Schulden des Ehepartners zu bürgen sollte allerdings gründlich überlegt sein, denn die Bürgschaftsverpflichtung besteht nach Auflösung der Ehe fort.  

♦  Tipp: Versöhnung, ein Versuch reicht schon

Leben Ehepartner schon längere Zeit dauernd getrennt, ist eine Zusammenveranlagung nicht mehr möglich, sollte man meinen. Doch da kann ein zwischenzeitlicher >>Versöhnungsversuch<< hilfreich sein. Sie brauchen dazu lediglich Ihren Ex-Partner zu überreden, sich bei ihm mit Hauptwohnsitz anmelden zu dürfen. Sie können dann gegenüber dem Fiskus erklären: „Wir sind wieder zusammengezogen, um unsere Ehe zu retten. Meldebescheinigung anbei", auch wenn Sie nach kurzer Zeit (für die Steuer reichen drei Monate) schon wieder woanders gemeldet sind, weil es mit der Versöhnung nicht geklappt hat (FG Nürnberg, Urt. v. 7. 3. 2005 – VI 160/2004). Ein Anwalt für Familienrecht wird Ihnen bestätigen: Ein Versöhnungsversuch unterbricht nicht die für eine Scheidung notwendige Jahresfrist (§ 1567 Abs. 2 BGB).

  • Meldung machen

Arbeitnehmer sind verpflichtet, ein dauerndes Getrenntleben dem Finanzamt unverzüglich anzuzeigen (Vordruck „Erklärung zum dauernden Getrenntleben“ verwenden). Dadurch erhält der Arbeitnehmer automatisch ab Beginn des nächsten Jahres die Steuerklasse 1.

♦   Splitting bei neuem Glück ohne Trauschein

Lebt ein Ehepartner z. B. bei fortgeschrittener Demenz im Pflegeheim, können die Ehepartner bei Vorliegen einer - wenn auch krankheitsbedingt eingeschränkten - Lebens- und Wirtschaftsgemeinschaft zusammen zur Einkommensteuer - mit Splittingtarif - veranlagt werden, weil sie nicht dauernd getrennt leben. Dies gilt auch dann, wenn der gesunde Partner mit einem neuen Lebensgefährten zusammenlebt (Niedersächsisches FG Urteil vom 23.06.2015 - 13 K 225/14).