Helfer in Steuersachen

Steuern? Mach ich selbst.

1.0.2 Fahrten zur Arbeit im Firmenwagen

Anlage N

Zusammenfassung / Begriff

Hat der Arbeitnehmer einen Firmenwagen zur Verfügung, den er auch für Fahrten zu seiner ersten Tätigkeitsstätte nutzen darf, ist der Nutzungswert für die Fahrten als Arbeitslohn zu versteuern (§ 8 Abs. 2 Satz 3 EStG). Im Gegenzug kann der Arbeitnehmer in seiner Steuererklärung die Entfernungspauschale als Werbungskosten abziehen (§ 9 Abs. 1 Nr. 4 Satz 2 EStG).

Der Nutzungswert kann nach der Prozent-Methode oder individuell nach der Fahrtenbuch-Methode ermittelt werden.

♦   Praktischer Fall

Iris Muster arbeitet im Außendienst der Deutschen Bank und hat dafür einen Firmenwagen zur Verfügung, den sie auch für Privatfahrten und für Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte nutzen darf. Der Bruttolistenpreis des Firmenwagens beträgt 28.050 €.

Für die Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte wird nach der Prozent-Methode ein Zuschlag - zum Nutzungswert für Privatfahrten - erhoben in Höhe von 0,03 % des Listenpreises pro Monat (0.36 % im Jahr) je Entfernungskilometer (§ 8 Abs. 2 Satz 3 EStG). Den gesamten geldwerten Vorteil versteuert das Lohnbüro nach den elektronischen  Lohnsteuerabzugsmerkmalen der Arbeitnehmerin.

  • Pauschalversteuerung

Alternativ zur Versteuerung nach den Lohnsteuerabzugsmerkmalen kann das Lohnbüro den Zuschlag für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte mit 15 % pauschal versteuern, wobei der Arbeitgeber die Pauschalsteuer trägt (§ 40 Abs. 2 Satz 2 EStG).

Der geldwerte Vorteil wird für die Pauschalsteuer nach den Regeln der Entfernungspauschale berechnet, weil der pauschal versteuerte geldwerte Vorteil auf die Entfernungspauschale angerechnet wird. Aus Vereinfachungsgründen kann das Lohnbüro nur von 15 Arbeitstagen je Monat (180 Arbeitstage im Jahr) ausgehen, wohingegen Iris Muster in ihrer Steuererklärung für die Entfernungspauschale mehr als 180 Arbeitstage eintragen darf. 

Und so wird gerechnet:

Pauschal versteuert in der Firma (§ 40 Abs. 2 Satz 2 EStG) Ja Nein
Sachbezug private Nutzung 12 % von abgerundet 28.000 € 3.360 € 3.360 €
Zuschlag Fahrten zur Arbeit 0,36 % von 28.000 € x 20 km =  2.016 € 2.016 €
Summe 5.376 € 5.376 €
./. Arbeitgeberleistungen in Höhe der Entfernungspauschale    
pauschal versteuert 0,30 € x 20 km x 180 Tage = 1.080 € 0 €
Verbleiben 4.296 € 5.376 €

 

 

 

 

 

 

Infolge Pauschalversteuerung hat Iris Muster (5.376 € minus 4.296 € =) 1.080 € weniger zu versteuern. Dieser Betrag erscheint in der Lohnsteuerbescheinigung unter Nr. 17 als Arbeitgeberleistung. Anlage N eZeile 39 bleibt offen.

Anlage N

♦   Weniger als 180 Fahrten zum Betrieb

Das FG Düsseldorf hat zu der Frage Stellung genommen, wann anstelle der 0,03%-Regelung eine Einzelbewertung der Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte vorgenommen werden muss (FG Düsseldorf Urteil vom 12.07.2010 - 11 K 2479/09 E): Bei weniger als 180 Fahrten im Jahr kann der geldwerte Vorteil für jede Einzelfahrt mit 0,002 % des Listenpreises für jeden Entfernungskilometer angesetzt werden.